Sonnenhaus Havelberg

Bed & Breakfast in historischen Mauern

Wer will denn schon nach Sachsen-Anhalt? Mit diesem Satz beginnt ein Blog, den Barbara Hallmann seit mittlerweile vier Jahren im Internet mit Texten befüllt. Sie schreibt darin über ihre Rückkehr in den Norden des Landes. Zusammen mit ihrem Mann Florian ist sie nach Havelberg ganz in den Norden von Sachsen-Anhalt gezogen. Dorthin, wo sich Havel und Elbe guten Tag und Hase und Fuchs gute Nacht sagen.

„Die Rückwanderer“ heißt der Blog – und neben der Tatsache, dass sich junge Menschen im ländlichen Raum niederlassen, geht es vor allem um die Sanierung eines Hauses. Barbara Hallmann und ihr Mann haben sich einer ganz besonderen Immobilie mitten auf der Altstadtinsel von Havelberg angenommen. Sie sind dabei, das sogenannte Sonnenhaus wieder bewohnbar zu machen – ein in die Jahre gekommenes und unter Denkmalschutz stehendes Fachwerkgebäude voller Charme und Geschichte.

Ein Haus voller Geschichte

Manche sagen, so erzählen es die neuen Eigentümer, es handele sich dabei um das schönste Haus von Havelberg. 1735 als „Geistliches Inspektorat“ – also Wohnhaus für einen höhergestellten Pfarrer – entstanden, nutzten es in den 1950ger Jahren junge Menschen in ihren Ferien und verpassten dem Gebäude den wohlklingenden Namen. Die Vorderseite des Hauses steht den ganzen Tag über im Licht. So ist das mit einem Sonnenhaus. Doch die Jahre brachten auch viel Schatten und hinterließen im Gebälk sichtliche Alterspuren und Umbauwunden. Eine komplette Sanierung war notwendig, um das Sonnenhaus wieder bewohnbar zu machen. Und Familie Hallmann möchte das Gebäude in Zukunft nicht nur für sich allein nutzen. „In vier Räumen werden Gäste schlafen können“, berichtet Barbara Hallmann. Im September 2019 feierte das kleine, aber spezielle Bed & Breakfast seine große Eröffnung. Abseits der klassischen Hotellerie fehle es in der Region an dienstleistungsorientierten Unterkünften mit persönlichem Charakter.

Internationale Gäste willkommen

Die Lokale Aktionsgruppe „Elb-Havel-Winkel“ unterstützte das Vorhaben, passt es doch genau ins Konzept. Mithilfe der EU-Förderungen soll der sanfte Tourismus im Elb-Havel-Winkel angeschoben werden. Das historische Sonnenhaus soll künftig Gäste anziehen, die auf Ruhe, Natur und nachhaltige Architektur setzen. „Auch internationale Gäste sind bei uns willkommen“, sagt Barbara Hallmann. Fremdsprachenkenntnisse sowie interkulturelles Wissen seien vorhanden. Das könnte ganz neue Zielgruppen an die Havel locken. Bevor alles soweit war, standen Dreck, Schweiß und Staub im Vordergrund. Das Sonnenhaus musste grundhaft restauriert und renoviert werden. Barbara und Florian Hallmann, sie Journalistin, er Architekt, legten dabei besonderen Wert auf Augenmaß. Dem Denkmal soll auch in Zukunft angesehen werden, wie alt es ist – und das bereits sehr viel Leben im Gemäuer steckt.

https://sonnenhaushavelberg.wordpress.com

Drei Fragen an… Sonnenhaus-Besitzerin Barbara Hallmann

Wie kamen Sie auf die Idee zum Projekt? Wir wollten schon viele Jahre ein historisches Haus sanieren, wir wollten schon viele Jahre Gästezimmer einrichten – einfach, weil es uns Freude macht, Menschen zu begegnen und Gastgeber zu sein. Das Sonnenhaus am Havelberger Kirchplatz erschien uns dafür passend.

Was wird sich durch das Projekt für Sie persönlich verändern? Wir werden Gäste haben – hoffentlich aus aller Herren Länder! Wir sind unheimlich gespannt darauf, wer alles zu uns kommen wird und freuen uns auf die Impulse, die das für uns persönlich und die Stadt und die Region bringen wird.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Projektes? Wir wünschen uns Nachahmer – das heißt Menschen, die den Mut haben, historische Häuser mit Augenmaß ins Heute zu holen und für das jeweilige Gebäude nach der richtigen Nutzung zu suchen. Das wird gut sein für die Region und sie für Besucher und Zuzügler noch attraktiver machen.